Eine ganz besondere Delikatesse

Die Brillen der Kärntner Lämmer

Ein absolutes Unikat der engagierten Kärntner Landwirtschaft ist das Ende des vorigen Jahrhunderts fast schon ausgestorbene, mittlerweile aber als besondere Delikatesse wieder entdeckte Kärntner Brillenschaf. 1938 wurden in Kärnten nämlich nicht nur die Menschen, sondern auch die Schafe "bereinigt". Im Rahmen dieser "tierischen Rassebereinigung" sollte sich damals nämlich unter Berliner Oberhoheit eine so genannte "deutsche Hauptschafrasse" herauskristallisieren, die frei von allen welschen, slawischen und sonstigen "entarteten" Einflüssen war. Dieser Bereinigung fiel auch das Kärntner Brillenschaf, eine Kreuzung aus dem alten Landschaf und etlichen italienischen Rassen, zum Opfer, von dem es in den 90er Jahren zuletzt nur noch so viele Exemplare gab, dass man sie an den Fingern zweier Hände abzählen konnte.

Friedhelm Jasbinschek, pensionierter Vizeleutnant des Bundesheeres, begann damals mit der Neuzüchtung der Brillenschafe und hat sich als Berufsbezeichnung "Generhalter" gewählt. Als solcher spezialisiert er sich auf die Erhaltung und Aufzucht aussterbender Rassen und sieht sich in seinem Bergbauernhof ohne Strom, Telefon, Wasseranschluss und Fernseher als später Nachfolger Noahs, in dessen hochalpiner "Arche" Pinzgauer Rind, Krainer Steinschaf, Tauernscheckenziege und vor allem das Kärntner Brillenschaf auf ein sicheres Platzerl nach der nächsten "Sintflut" hoffen dürfen. Da so eine Zucht ziemlich kostspielig ist, hat seit geraumer Zeit ein großer deutscher Brillenfabrikant die Patronanz übernommen. Die Kärntner Brillenschafe – oder zumindest ihre Züchter – dürfen also die Zukunft durchaus durch eine rosarote Brille sehen.


Wer mehr über das Kärntner Brillenschaf wissen möchte, erfährt es beim Verein der Kärntner Brillenschafzüchter Alpen-Adria
A-9170 Ferlach, Sponheimer Platz 1,Tel.: 04227/5119; Fax: 04227/4970, www.brillenschafe.at

Autor: Christoph Wagner

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